Tatort Gartenzaun: Die kuriosesten Nachbarschaftsstreits Deutschlands
Bereits vor mehr als 300 Jahren wusste der große Dichter Friedrich Schiller zu berichten: "Der Frömmste kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Auch im 21. Jahrhundert ist es mit den Nachbarn ähnlich wie mit den Arbeitskollegen oder mit den Schwiegereltern: Entweder die Chemie stimmt, oder man findet überhaupt keine Basis und macht sich gegenseitig das Leben zur Hölle.
In Deutschland ist es mit dem Frieden am Gartenzaun nicht immer weit her. So hat eine Umfrage des Immobilienportals immowelt.de aus dem Jahr 2013 ergeben, dass jeder Dritte schon einmal am Gartenzaun laut geworden ist, weil er sich von seinem Nachbarn belästigt gefühlt hat. Jeder Neunte gab an, den Nebenmann bereits bei der Polizei angezeigt zu haben. Und immerhin fünf Prozent wollen sogar schon einmal das Mittel Selbstjustiz gewählt haben. Diese überraschenden Zahlen zeigen, dass der Nachbar schnell zum Feind werden kann.
Rechtslage bei der Errichtung eines Gartenzauns nicht immer transparent
Wenn der Versuch eines rücksichtsvollen Miteinanders immer wieder scheitert, ist ein ausreichend hoher Gartenzaun als Sichtschutz eine passable Möglichkeit, Frieden zu stiften. Ganz getreu dem Motto: Was ist nicht weiß, macht mich nicht heiß.
Allerdings ist hier die Rechtslage nicht sehr transparent. So informieren die gartenHELDEN, dass die Frage der Zuständigkeit bei der Errichtung eines Gartenzauns "von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geklärt" ist. Trotzdem ist eine einvernehmliche Regelung in dieser Frage oft besser, als überhaupt nichts zu unternehmen - wie die folgenden Fälle von kuriosen Nachbarschaftsstreitereien eindrucksvoll zeigen.
Die Mutter aller Nachbarschaftsstreits
Der wohl berühmteste Fall ging im Jahr 1999 durch die Medien. Dabei forderte die Hausfrau Regina Zindler aus Auerbach in der Justizshow "Richterin Barbara Salesch" (Sat 1) ihren Nachbarn Bernd Trommer zunächst dazu auf, seinen Knallerbsenstrauch zu entfernen, weil dieser ihren Maschendrahtzaun beschädigt haben soll.
Bei diesem Auftritt wurde TV-Entertainer Stefan Raab auf Zindler und ihr unfreiwillig komisches Talent sowie ihren wenig dezenten sächsischen Dialekt aufmerksam. Das Ergebnis war der Megahit "Maschendrahtzaun", der sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Zindler erhielt seinerzeit zehn Pfennig pro verkaufter CD - zumindest in finanzieller Hinsicht hat sich dieser spektakuläre Nachbarschaftsstreit für die Vogtländerin also gelohnt.
Nackter Pudel
Im zweiten Fall hätte ein ausreichend hoher Zaun das Problem wohl bereits im Keim erstickt: Ein Buchhalter aus Bayern ärgerte sich dermaßen darüber, dass der Pudel seines Nachbarn sich regelmäßig in seinem Garten erleichterte, die Pflanzen zerstörte und den Boden umgrub, dass er dem Tier mit einem Haarschneider kahlrasierte. Das wiederum rief dessen Herrchen auf den Plan, der vor Gericht auf den erlesenen Stammbaum des Hundes und das angeknackste Selbstwertgefühl des Tieres verwies.
Der zuständige Richter sah es ähnlich. Er verdonnerte den Buchhalter zur Zahlung von 4.800 Euro, weil die schlechten Manieren des Hundes eine solche Tat nicht rechtfertigen würden und weil außer Frage stehe, dass dem Tier "länger anhaltende seelische Qualen" zugefügt worden seien.
Berühmter Nachbar, störender Nachbar
Auch Prominente sind nicht vor lästigen Nachbarschaftsstreitereien gefeit. Ein Fall, der im Jahr 2013 vor allem in den Boulevardmedien Schlagzeilen machte, war der Streit zwischen TV-Moderator Mola Adebisi und dessen Nachbarn. Der Uelzener lag fünf Jahre lang wegen verschiedener Störfälle mit dem Rechtsanwalt überkreuz. Adebisi behaupte, der Nachbar habe wiederholt gezielt seinen Müll auf der Terrasse des früheren Viva-Stars entleert. Außerdem soll er den dunkelhäutigen Adebisi rassistisch verunglimpft haben.
Der Rechtsanwalt bestritt die Anschuldigungen, räumte aber ein, Adebisi habe ihn mit Rap-Musik bis in die Abendstunden und lauten Sex-Geräuschen in den Wahnsinn getrieben. Adebisi erhielt zwar Unterstützung von anderen Nachbarn, die sich ebenfalls durch den Anwalt beleidigt fühlten. Doch die zuständige Richterin sprach den Angeklagten mangels Beweisen frei. Der Streit ist mittlerweile übrigens passé: Adebisi hat sich eine andere Wohnung gesucht.
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