Interview mit Jochen Schmiddem
Er hat Udo Walz und Gatte Carsten Thamm auf seiner Schaukel „Swing“ ins Glück schweben lassen. Kim Cattrall, alias Samantha Jones badete im Film Sex and the City, in seiner Wanne. Der Berliner Designer Jochen Schmiddem mischt seit 1990 die internationale Designszene auf und gehört zu den renommiertesten Produktdesignern unsers Landes. Mit Zimmerschau spricht er über gutes Design:
Zimmerschau: Was zeichnet ein gutes Produkt Ihrer Meinung nach heute aus?
Jochen Schmiddem: Intelligentes Design kombiniert Verbraucherfreundlichkeit mit einem hohen emotionalen Mehrwert. Neue Produkte sollen stets nützlicher sein als ihre Vorgänger und niemals erklärungsbedürftig, gleichzeitig aber ein emotionales Erlebnis erzeugen. Es macht beispielsweise keinen Sinn, wenn jemand nierenförmige Teppiche entwirft, über die man ständig stolpert und dazu noch in knallbunten Farben, die sich keiner ins Zimmer packt. Mit Produktdesign hat das nichts zu tun.
ZS: Wie hat sich in den letzten Jahren unser Designverständnis verändert?
J. Schmiddem: Design orientiert sich immer mehr am Menschen und seinem Wunsch nach mehr als reiner Funktionalität. Der Trend geht hin zu Erholung und Entspannung, zum Genuss mit allen Sinnen, und diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Das Bad entfernt sich beispielsweise immer weiter von einer einfachen „Nasszelle“. Wir versuchen das Urlaubsgefühl zu konservieren und mit unseren Produkten ins Bad zu bringen.
Der Aufenthalt im Bad wird immer länger und so entwickelt es sich immer mehr, wie auch die Küche, zu einem „Wohnraum der Sinne“. In Zukunft werden auch ältere und behinderte Menschen im Design eine immer größere Rolle spielen. Das bedeutet, dass sich Produkte immer stärker an ihren Bedürfnissen orientieren werden. Wir werden immer stärker an Ideen arbeiten, die Produkte topmodern und wertig aussehen lassen, gleichzeitig aber auch auf die vielfältigen Bedürfnisse von jungen, alten und behinderten Menschen abgestimmt sind.
ZS: Was entwerfen Sie am liebsten?
J. Schmiddem: Alles gleich “lieb”, wobei mich ein Auto schon besonders reizen würde.
ZS: Und was inspiriert Sie?
J. Schmiddem: Meine Umwelt, eine Reisen, Menschen aber auch meine gewählte “Heimatstadt” Berlin. Berlin bietet fortlaufend Anregung und Inspiration. Das sind entscheidende Faktoren, um aus der Utopie von heute die Realität von morgen zu schaffen.
ZS: Sie entwerfen alles – vom Teppich, Leuchten bis hin zur Badewanne. Sehen sie sich selbst als Allrounder?
J. Schmiddem: Die Frage habe ich mir nie gestellt. Es gibt im Bereich “designen” wirklich nichts, was mich nicht interessiert- daher mache ich wohl auch alles, vorausgesetzt die Chemie zwischen Hersteller du Schmiddem stimmt. ZS: Haben Sie ein Lieblingsprodukt in ihrer Kollektion?
J. Schmiddem: Mein Lieblingsprodukt ist momentan die Poolwanne Blue Moon, die für den Designpreis der BRD 2009 nominiert ist. Die Blue Moon erzeugt schon auf den ersten Blick ein emotionales Erlebnis und lädt dazu ein, im warmen Wasser den Alltag hinter sich zu lassen. Aufgrund der Höhe und der Sitzecken ist sie auch ideal auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt ohne dabei “alt” aus zusehen.
ZS: Wie viel Einfluss haben Sie auf das Design? Wie viel wird ihnen von den Kunden vorgeschrieben?
J. Schmiddem: Das ist wohl das größte Privileg, das wir uns in den letzten 10 Jahren erarbeitet haben - wer mit schmiddem zusammem arbeitet, weiß worauf er sich einläßt und erahnt, was Ihn erwartet. Man vertraut uns und überläßt uns das, was wir können zu 100% - das Design. Hierfür zeichne ich mit meinem Namen gegen und hierfür übernehme ich die wirtschaftliche Verantwortung.
ZS: Wer hat Ihrer Meinung nach das bessere Auge fürs Design – Männer oder Frauen?
J. Schmiddem: Auch wenn ich kein großer “Frauenversteher” bin, ich glaube Frauen.
ZS: Wie sieht ihre eigene Wohnung in Berlin aus?
J. Schmiddem: Alles weiß und hell, mit großer Badewanne zum entspannen, großer Dachterasse für die Sommerzeit und großer Küche mit Kamin als beliebter Treffpunkt zur Winterzeit.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte: Sina Koall
Bilder: Jochen Schmiddem