Fertighaus vs. Massivhaus – zwei Bauformen im Vergleich
Was ist ein Fertighaus?
Ein Fertighaus besteht aus industriell vorgefertigten Bauteilen, die auf der Baustelle zu einem vollständigen Gebäude zusammengesetzt werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine präzise und witterungsunabhängige Produktion der einzelnen Elemente.Hauptsächlich wird dabei die Holzständerbauweise verwendet, bei der ein tragendes Gerüst die Lasten des Gebäudes aufnimmt und verteilt. Die Wandelemente werden in Produktionshallen vorgefertigt und anschließend vor Ort montiert, was die Bauzeit erheblich verkürzt.
Was wird unter einem Massivhaus verstanden?
Ein Massivhaus wird traditionell Stein auf Stein errichtet. Dabei kommen Materialien wie Ziegel, Beton und Kalksandstein zum Einsatz. Diese Bauweise zeichnet sich durch ihre hohe Stabilität und Langlebigkeit aus. Sie bietet zudem eine hervorragende Wärmespeicherung und Schalldämmung, was zu einem angenehmen Wohnklima beiträgt.Präferenzen und Marktanteile
In Deutschland entscheiden sich nach wie vor die meisten Bauherren für ein Massivhaus. Laut aktuellen Statistiken werden etwa 80 % der Ein- und Zweifamilienhäuser in Massivbauweise errichtet. Allerdings erkennen immer mehr potenzielle Bauherren die Vorteile eines Fertighauses. Der Anteil steigt stetig an und lag zuletzt bei über 23 %.Gestaltungsmöglichkeiten
Massivhäuser bieten durch die flexible Stein-auf-Stein-Bauweise umfangreiche Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung von Grundriss und Design. Fertighäuser haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und bieten neben standardisierten Modellen auch individuelle Planungen an. Einige Anbieter arbeiten inzwischen mit Architekten zusammen, um den individuellen Wünschen der Bauherren gerecht zu werden.Massivhäuser ermöglichen durch ihre Bauweise spätere Anpassungen oder Erweiterungen relativ unkompliziert. Bei Fertighäusern können nachträgliche Änderungen aufgrund der vorgefertigten Elemente aufwändiger sein, sind jedoch nicht ausgeschlossen. Die moderne Fertigbauweise erlaubt mittlerweile eine gewisse Flexibilität, sodass Anbauten oder Umbauten problemlos realisierbar sind.
Planung und Bau
Fertighäuser punkten mit einer deutlich kürzeren Bauzeit. Durch die Vorfertigung der Bauteile kann der Aufbau auf der Baustelle innerhalb weniger Tage erfolgen. Massivhäuser hingegen benötigen aufgrund der traditionellen Bauweise mehrere Monate bis zur Fertigstellung. Witterungsbedingungen können den Bauprozess zusätzlich beeinflussen und zu Verzögerungen führen.Sowohl bei Fertig- als auch bei Massivhäusern werden verschiedene Ausbaustufen angeboten, von Ausbauhäusern, bei denen der Bauherr Eigenleistungen erbringen kann, bis hin zu schlüsselfertigen Varianten, die bezugsfertig übergeben werden. Die Wahl der Ausbaustufe beeinflusst sowohl die Bauzeit als auch die Kosten.
Materialien und Konstruktion
Fertighäuser nutzen hauptsächlich Holz als Baustoff, was zu einer natürlichen Dämmwirkung führt. Massivhäuser verwenden herkömmliche Materialien, die durch ihre hohe Dichte eine gute Wärmespeicherung und Schalldämmung bieten.Sie zeichnen sich durch ihre hohe Tragfähigkeit aus, was größere Spannweiten und individuelle Raumgestaltungen ermöglicht. Fertighäuser haben durch die Holzständerbauweise ebenfalls eine ausreichende Tragfähigkeit, jedoch können hier bei speziellen Anforderungen Grenzen erreicht werden.
Kosten und Finanzierung
Fertighäuser sind aufgrund der standardisierten Produktion oft günstiger als Massivhäuser. Die Baukosten für ein Massivhaus liegen im Schnitt zwischen 2.500 und 5.000 € pro Quadratmeter, während die Baukosten für Fertighäuser selten 3.500 € pro Quadratmeter überschreiten. Individuelle Anpassungen können jedoch die Kosten bei beiden Bauweisen erhöhen.Sowohl für Fertig- als auch für Massivhäuser stehen dieselben staatlichen Förderprogramme der KfW zur Verfügung, insbesondere wenn sie energieeffizient und altersgerecht gebaut werden. Für besonders klimafreundliche Bauten wie ein Passivhaus ist seit Oktober 2024 das Förderprogramm ‘Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment’ (KNN) abrufbar. Auch einkommensschwache Familien mit Kindern sind förderwürdig.
Energieeffizienz und Umwelt
Beide Bauweisen können die Effizienzhausstandards erreichen. Maßnahmen wie der Einbau von Photovoltaik-Anlagen in Verbindung einer Wärmepumpe steigern die Energieeffizienz weiter.Massivhäuser haben durch ihre massiven Wände eine hohe Wärmespeicherfähigkeit, die durch eine entsprechende Dämmung optimiert werden kann. Allerdings müssen Minuspunkte für den hohen Energieverbrauch bei der Herstellung der Baumaterialien vergeben werden.
Fertighäuser erreichen durch moderne Dämmmaterialien ebenfalls gute Werte in der Wärmespeicherung. Sie gewinnen an Umweltverträglichkeit, wenn die gewählte Dämmung aus Naturfasern besteht.
Ausstattung und Betrieb
Sowohl die technische Ausstattung als auch die Einrichtung können nach Aussage der Redakteure von homeandsmart, einem bekannten Online-Magazin für modernes Wohnen, bei beiden Bauformen individuell an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden.Die Betriebskosten eines Hauses setzen sich aus Ausgaben für Energie, Wasser, Abwasser, Müllentsorgung, Versicherungen und Instandhaltung zusammen. Unabhängig von der Bauweise können diese Kosten variieren. Eine Faustregel besagt, dass pro Quadratmeter Wohnfläche etwa 4 Euro monatlich für Betriebskosten anfallen. Zusätzlich sollte eine Instandhaltungsrücklage von 1 Euro pro Quadratmeter eingeplant werden.
Lebensdauer und Wertbeständigkeit
Die Lebensdauer eines Hauses ist ein entscheidender Faktor für seine Wertbeständigkeit. Moderne Fertighäuser erreichen bei entsprechender Pflege und Wartung eine Lebensdauer von 70 bis 90 Jahren. Massivhäuser hingegen können eine Lebensdauer von 100 bis 120 Jahren oder mehr erreichen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die tatsächliche Lebensdauer stark von der Bauqualität und der regelmäßigen Instandhaltung abhängt.Die Wertbeständigkeit einer Immobilie wird durch Faktoren wie Bauqualität, Standort und Markttrends beeinflusst. Traditionell gelten Massivhäuser als wertbeständiger, was sich in höheren Wiederverkaufswerten widerspiegelt. Moderne Fertighäuser haben jedoch in puncto Qualität und Langlebigkeit aufgeholt, sodass sie heute eine vergleichbare Wertbeständigkeit aufweisen können. Entscheidend ist hierbei die Qualität der Bauausführung und die verwendeten Materialien.
Vor- und Nachteile
Die folgende Tabelle stellt in einem direkten Vergleich die Vor- und Nachteile von Fertig- und Massivhäusern gegenüber:
Kriterium |
Fertighaus |
Massivhaus |
Bauzeit |
Kurze Bauzeit durch Vorfertigung; witterungsunabhängige Produktion. |
Längere Bauzeit durch traditionelle Bauweise; witterungsabhängig. |
Kosten |
Oft günstiger durch standardisierte Produktion; Festpreisangebote üblich. |
Höhere Kosten durch individuelle Planung und längere Bauzeit. |
Energieeffizienz |
Gute Dämmwerte durch Holzbauweise; natürliche Dämmwirkung. |
Hohe Wärmespeicherfähigkeit durch massive Wände; ausgeglichenes Raumklima. |
Individualität |
Begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten bei Standardmodellen; individuelle Anpassungen möglich, aber teurer. |
Hohe Flexibilität in Design und Grundriss; individuelle Planung möglich. |
Lebensdauer |
Bei guter Pflege 70 bis 90 Jahre. |
100 bis 120 Jahre oder mehr. |
Wertbeständigkeit |
Vergleichbar mit Massivhäusern bei hoher Bauqualität. |
Traditionell höher; abhängig von Bauqualität und Standort. |
Betriebskosten |
Niedrige Heizkosten durch moderne Dämmung; abhängig von Bauqualität. |
Geringe Temperaturschwankungen durch gute Wärmespeicherung; abhängig von Bauqualität. |
Tragfähigkeit |
Ausreichend für die meisten Anforderungen; bei speziellen Wünschen können Grenzen erreicht werden. |
Hohe Tragfähigkeit; ermöglicht größere Spannweiten und individuelle Raumgestaltungen. |
Fazit
Sowohl Fertig- als auch Massivhäuser gehen mit spezifischen Vorteilen und Herausforderungen einher. Fertighäuser überzeugen durch kurze Bauzeiten und oft geringere Kosten, während Massivhäuser mit Langlebigkeit und hoher Wertbeständigkeit punkten.Die Entscheidung für die eine oder andere Bauform sollte auf den individuellen Bedürfnissen, den finanziellen Möglichkeiten und den langfristigen Zielen der Bauherren basieren. Eine sorgfältige Abwägung der genannten Faktoren ist essenziell, um das eigene Traumhaus zu realisieren.
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